Ein neues Zuhause für meine Eltern


Erzählung Susan




Meine Eltern haben über 30 Jahre mit größter Freude in einer kleinen Gemeinde in Oberösterreich gelebt. Es ist schön dort und die Menschen sind sehr nett und herzlich, nur bringt das Leben am Land eben auch Einschränkungen mit sich.


Mein Vater ist nahezu jeden Tag nach Linz gefahren und hat auf diese Weise täglich 100 Kilometer zurückgelegt. Meine Mutter hatte das Autofahren schon Jahre zuvor eingestellt und war somit darauf angewiesen, dass sie jemand fährt, wenn sie woanders hin wollte. Mich hat das alles ziemlich belastet, daher machte ich mich hinter ihrem Rücken auf die Suche nach einer geförderten Wohnung in Linz.



In Linz gibt es eigentlich viele Bauträger, deren Wohnungen vom Land gefördert werden, dennoch sagt man, dass mit einer mehrjährigen Wartezeit zu rechnen ist. Das bekommt man sogar schriftlich als erste Antwort zurück, wenn man sich bei einem Bauträger anmeldet. Mehrjährige Wartzeit. So lange wollte ich nicht warten, weil ich jeden Tag daran dachte, dass die Situation besser sein muss. Ich tat also, was ich immer tue - ich visualisierte, ich affirmierte, ich energetisierte; ich betete, ich wünschte und ich tat, als wäre es schon so wie ich es wollte. (Damals kannte ich die Geistige Welt noch nicht, sonst hätte ich sie sicher auch in meine Pläne miteinbezogen.)


Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass man selbst aktiv werden und auf einer praktischen Ebene alles tun muss, was man tun kann, damit der Wunsch Wirklichkeit werden kann. In diesem Fall hatte ich eine lange Excel-Liste mit allen Punkten, die ich tun konnte (Bauträger raussuchen, anmelden, nachfassen, in Kontakt bleiben, Leuten von meinem Vorhaben erzählen usw.), inkl. aktuellem Stand, nächste Schritte usw. Nach vier Monaten hatte ich die erste Wohnung.


Leider wollten meine Eltern aber nicht umziehen.


Damit habe ich nicht gerechnet.



Es gelang mir auch nicht, sie umzustimmen, und so gab ich dem Bauträger schweren Herzens Bescheid, dass wir sie nicht nehmen. Meine Mutter war meiner Idee grundsätzlich nicht abgeneigt, nur meinte sie, dass sie nicht umziehen wollte, solange meine Oma bei ihnen lebte.



Als meine Oma verstorben war, aktivierte ich das Projekt erneut. Nicht ganz eine Woche nach dem Begräbnis bekam ich die nächste Wohnung angeboten. Meine Eltern lehnten wieder ab, weil es ihnen zu früh war und sie andere Dinge im Kopf hatten. Es war nicht unbedingt so, dass ich das nicht verstehen konnte, nur wurde dieser Gebäudekomplex erst gebaut, sodass man ohnehin erst eineinhalb Jahre später hätte einziehen können. Eine Wohnung im Zentrum von Linz, neu gebaut, vom Land gefördert, umgeben von Geschäften und mit sehr guter öffentlicher Verkehrsanbindung, in der Nähe vom Bahnhof (für mich wichtig, wenn ich sie besuche) und vom Tischtennisverein, bei dem mein Vater spielte. Ich fand das ideal. Meine Eltern wollten trotzdem nicht umziehen. Ich musste wieder absagen.


Ich versuchte weiterhin, meinen Eltern klar zu machen, dass es für sie besser wäre, in Linz zu wohnen. Ich argumentierte, ich bat sie um Einsicht, ich schimpfte, ich fluchte, ich drohte, bis mein Vater genug davon hatte und ein handfester Streit entstanden ist, der zu monatelanger Funkstille geführt hat. Für unsere Verhältnisse ist das eine sehr lange Zeit.



Der Kontakt wurde durch einen Anruf von meinem Vater wiederhergestellt, der mir sagte, dass sie jetzt bereit seien, umzuziehen. - Ein Reh war über die Straße gelaufen, als mein Vater am Abend vom Training gekommen war. Das Tier war verletzt, der Schaden am Auto klein, aber der Schreck dafür groß.



So kam es, dass ich wieder eine für meine Eltern perfekte Wohnung ins Visier nahm. Ich visualisierte, wie wohl sie sich darin fühlen, wie glücklich sie darin sind, wie erleichtert und glücklich ich darüber war. Ich stellte mir vor, wie sie von der Wohnung schwärmen, sich freuen, dass sie so zentral wohnen, wie ich vom Bahnhof nur noch mit der Straßenbahn weiterfahren muss anstatt in einen Regionalzug umzusteigen usw.


Als sich länger nichts Neues tat, habe ich ein Video gemacht, in dem ich Musik, Fotos und kurze Sätze über die für meine Eltern perfekte Wohnung zusammenstellte. Sogar "perfekte Nachbarn" waren in diesem Wunschvideo zu sehen, denn ich machte mir auch Gedanken wegen Sprachbarrieren und Diskriminierung.


Ein halbes Jahr später flatterte eine Zusage ins Haus. Auch dieser Komplex wurde neu gebaut und obwohl die Lage nicht ganz so toll war wie die der zweiten Wohnung, die wir abgelehnt hatten, so war ich doch sehr, sehr dankbar für sie. Hauptsache in Linz, gefördert und neu. Meine Eltern freuten sich mittlerweile auch schon auf eine Wohnung, daher vereinbarten wir einen Termin für die Besichtigung der Baupläne. Wir alle dachten schon, dass es diese wird - als noch eine Zusage kam.


Es war für eine Wohnung vom gleichen Komplex wie die der zweiten Wohnung, die wir abgesagt hatten - nur eine Bauphase später. Die Lage und Ausstattung war daher gleich, nur waren diese Wohnungen insofern noch besser, als dass nur drei Parteien in einem Stock waren (davor waren es fünf). Auch hier haben wir uns die Baupläne angesehen und die Wohnung danach gleich genommen, weil sie in jeder Hinsicht wirklich perfekt war. Das Foto oben zeigt übrigens nicht die Wohnung meiner Eltern, aber sie ist trotzdem mindestens genauso schön.


Die Zeit bis zum Umzug war erfüllt mit Vorfreude. Meine Mutter freute sich darauf, selbstständig mit der Straßenbahn zum Bummeln oder zu ihren Freundinnen fahren zu können, mein Vater hatte nur noch 5 Minuten zu seinem Sportverein. Meine Eltern freuten sich darauf, dass mehr Besuch kommen würde als früher, weil vielen der Weg früher für die meisten doch zu weit war. Wir sind gemeinsam die Gegend abgegangen, haben die vielen Lebensmittelgeschäfte erkundschaftet und von der tollen öffentliche Verkehrsanbindung geschwärmt.


Am Umzugstag hatte das Universum dann noch eine weitere positive Überraschung für uns: die Nachbarn, die genau gegenüber einzogen, sind auch Asiaten und sprechen die gleiche Sprache wie meine Eltern. 


Danke Universum.




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